Interview mit Kira Weidle
Hey Kira, die ersten FIS Rennen hinter Dir wie war Dein Start in die noch frische Saison?
Hallo Claudio, schön, dass es endlich geklappt hat nachdem ich so viel unterwegs war!
Der Start in meine Rennsaison verlief bisher etwas durchwachsen. In einzelnen Läufen hat es schon geklappt, wie es auch das Training davor bestätigt hat, allerdings fehlt noch die Konstanz in zwei Läufen, die nun mal zu einem Rennen gehören! Aber wie du richtig sagst ist die Saison noch jung deshalb glaube ich fest daran, dass ich die zwei Läufe noch runter bring.
6 Platz neulich im SG, da muss man doch zufrieden sein oder etwa nicht?
Mit einem 6. Platz kann man meiner Meinung nach fast immer zufrieden sein. Der SG in der Schweiz war bisher mein bestes SG Resultat und hat mir aufgrund der starken Konkurrenz gezeigt, dass ich in meiner Lieblingsdisziplin vorne mit fahren kann. Das heißt jedoch nicht, dass ich mich darauf ausruhen kann, denn irgendwann möchte ich so ein Rennen auch mal gewinnen.
Du warst längere Zeit im Ausland mit der LG II, wo ward Ihr und was waren Eure Trainingsschwerpunkte?
Im Sommer waren wir einen Monat in Neuseeland wo der Fokus auf der Weiterentwicklung der technischen Disziplinen lag. Super-G stand natürlich auch auf dem Programm aber das lag eher im Hintergrund. Das Training auf Kunstschnee in Neuseeland war eine sehr gute Vorbereitung auf die Rennsaison und zu dem auch noch eine tolle Erfahrung, denn nicht jeder kann behaupten, dass er schon mal auf der südlichen Hemisphäre Ski gefahren ist 🙂
Nach dem langen Trip waren wir nach einer kurzen Pause auf dem österreichischen Gletschern unterwegs und anschließend zwei Wochen in Skandinavien, wo auch die ersten Rennen anstanden.
Hört sich nach ziemlich viel an, konntest du dich im Sommer gut auf die Strapazen vorbereiten, die die neue Saison mit sich bringen?
Wie man ja so schön sagt: „Der Skifahrer wird im Sommer gemacht“! Durch das Abitur im Mai und das Trainingscamp im August in Neuseeland war mein “Sommer“ mit 8 Wochen recht kurz gehalten. Trotzdem konnte ich mich in allen konditionellen Bereichen weiter entwickeln und somit eine gute Grundlage für den Winter schaffen.
Zum Thema Sommertraining hat ja jedes Team, oder besser gesagt jeder Trainer seine eigene Meinung. Wie sah es bei dir aus, mehr Ausdauer, Kraft, Koordination oder Mentales Training?
Ich denke die richtige Mischung macht’s! Das Konditraining wird bei uns sehr individuell gestaltet, da jeder andere Schwachpunkte hat. In meinem Fall ist es so, dass die Kraftwerte schon ein hohes Level erreicht haben, jedoch die Ausdauer und Koordination noch ausbaufähig sind. Aber ich denke ich bin konditionell auf einem guten Weg und muss mich mit meinen Werten im Verband nicht verstecken.
Ist es schwer, wenn Deine Freunde die nicht Ski fahren, im Schwimmbad liegen, Party haben und du bist am Trainieren?
Eigentlich nicht, denn was gibt es schöneres als fast täglich sein liebstes Hobby ausüben zu können und in meinem Fall auch noch zum Beruf machen zu dürfen?! Natürlich würde man sich, vor allem im Sommer, über die ein oder andere Stunde mehr am See freuen, aber am Ende tut man es, damit im Winter die Leistung passt. Und wenn ich mal nach Hause komme, dann lass ich es mir auch nicht nehmen etwas mit meinen Freunden zu machen. Regeneration muss auch sein 🙂
Gehört da viel mentaler Willen zu? Wie machst Du dich hungrig auf die neue Saison?
Der Wille kann Berge versetzen! Ohne Wille geht im Leistungssport nichts, aber vor allem muss es Spaß machen. Wenn es keinen Spaß macht, dann bleibt auch schnell der Erfolg weg. Da es aber meine Leidenschaft ist, es mir riesig Spaß macht und die Leistungen passen, kann ich mich immer wieder aufs Neue motivieren. Jeder hat mal ein kleines Loch in dem man nicht so viel Lust hat aber dann heißt es bei mir Kopf hoch und weiter machen!
Du bist beim SC Starnberg, ich habe mal ausversehen bei einem Rennen in Westendorf deine Rennski mit Schnee vollgepudert. Ich erinnere mich an einen „Todesblick“ von Dir und dem Ausdruck „Kann dieser Trottel nicht aufpassen!“ Bist du eher verbissen, ehrgeizig oder sogar gnadenlos?
Verbissen kann man mich glaube ich nicht nennen. Für mich ist der Spaß sehr wichtig aber der nötige Ehrgeiz muss schon gegeben sein und den habe ich auf jeden Fall, sonst wäre ich nicht hier. Der “Todesblick“ tut mir natürlich leid 🙂 Das Material ist mir aber nach wie vor extrem wichtig, denn nur wer sein Material gut pflegt kann auch gute Leistungen
bringen. Seit dieser Saison haben wir einen Servicemann dabei, der mich im Thema Material sehr unterstützt. Wenn mal ein Kratzer in meinen Ski ist, dann ist meine Laune schnell im Keller, aber meistens bekommen wir das schon wieder hin.
Abi 2014, seitdem fährst Du im DSV Kader LG II. Ist das der Einstieg in Deine Profikarriere oder sind Deine Pläne andere?
Mit dem Abschluss der Schule erhält man im DSV den sogenannten Profi-Status. So sehe ich auch meine jetzige Situation: Skifahren ist nun mein Beruf und ich werde alles dafür tun, dass es so bleibt. Seit November bin ich bei der Bundeswehr in der Sportfördergruppe Sonthofen stationiert und bekomme dadurch auch eine finanzielle Unterstützung. Das ist schon cool wenn man quasi fürs Skifahren Geld bekommt. Ich hoffe natürlich, dass ich mein Leben als Profisportler so lange wie möglich weiter führen kann, allerdings möchte ich nebenher ein Studium absolvieren, denn es gibt auch irgendwann ein Leben nach dem Skifahren.
Wenn man Dich so hört bist du voll fokussiert auf Erfolg. Eiserner Willen und Verzicht gehört dazu. Wie gehst du damit um von zu Haus und Freunden weg zu sein
Ich bin seit 8 Jahren fast jedes Wochenende im Winter unterwegs, somit kenne ich es nichtmehr anders. Ich musste natürlich auf viel verzichten aber durch das Skifahren kommt man so viel in der Welt rum, da wäre es langweilig immer daheim zu sein. Familie und Freunde sind mir sehr wichtig deshalb versuche ich wenn ich unterwegs bin so viel Kontakt wie möglich zu haben aber wenn ich mal einen Monat nicht daheim bin, freuen sich alle umso mehr mich wieder zu sehen.
Deine Familie – was gibt Sie dir, stehen Sie hinter dem was du machst?
Meine Familie steht voll hinter dem was ich mache. Ohne die Unterstützung meiner Eltern wäre all das nicht möglich gewesen! Danke Mama und Papa! Wenn es mal nicht so gut läuft sind sie diejenigen die mich dazu ermutigen weiter zu machen, natürlich ohne Druck.
Ich freue mich immer sehr, wenn meine Eltern bei einem Rennen oder Training zuschauen, das gibt mir zusätzliche Motivation, denn ich will ihnen ja auch zeigen, dass etwas vorwärts geht 🙂
Der Rest meiner Verwandtschaft lebt in Stuttgart und kann somit nicht so oft zuschauen, allerdings informieren sie sich regelmäßig über meine Leistungen und sind sehr stolz auf mich, was mir auch in schlechteren Zeiten Halt gibt.
Für viele Eltern ist es schwer sein Kind ziehen zu lassen, was sagten Deine Eltern als du damals nach Oberstdorf gegangen bist?
Mit 15 von zu Hause weg ziehen ist glaube ich nichts alltägliches, somit ist es verständlich, dass es vor allem für meine Mutter schwer war los zu lassen. Wir haben jedoch die Entscheidung gemeinsam getroffen, da klar war, dass es nicht anders gehen wird.
Ich habe immer versucht einmal im Monat nach Hause zu kommen, somit haben wir uns trotz dem Internat regelmäßig gesehen.
Deine Entscheidung damals, würdest du sie wiederholen? Denselben Weg gehen den du bist jetzt eingeschlagen hast?
Definitiv war es für mich die richtige Entscheidung. Nur durch das Internat hatte ich die Nähe zu meiner Mannschaft und konnte somit deutlich mehr trainieren als zuvor. Da meine Eltern beide berufstätig sind, wäre es nicht möglich gewesen an jedem Training teil zu nehmen.
Auch die Schule konnte ich durch das Internat besser mit dem Skifahren koordinieren. Die Oberstufenstreckung in Oberstdorf hat mir das Leben schon sehr erleichtert. Es war keine Seltenheit wenn die ein oder andere Klausur auf Lehrgängen oder Wettkämpfen geschrieben wurde, damit man nach der Saison nicht in den Stress kommt.
Alle reden davon dass der Ski Sport eine hohe Belastung bedeutet, ist dies nicht in jedem Leistungssport so?
Ich denke in dem Jahr wo der Schulabschluss ansteht ist die Belastung am größten, denn man möchte natürlich einen ordentlichen Abschluss abliefern aber zugleich im Sport sein Bestes geben.
Auf dem Internat und in meiner Klasse waren auch noch andere Sportarten vertreten und ich würde sagen: die waren auch nicht öfter da als wir! Sobald man einen gewissen Level im Sport erreicht hat, ist man, egal in welcher Sportart, viel unterwegs.
Ein 8 jähriger fragt Dich, „Kira – wie wird man so wie Du“ – rätst Du ihm es zu versuchen nach oben zu kommen oder winkst Du eher ab?
Ich würde ihm raten es auf jeden Fall zu versuchen solange er dabei Spaß hat. Jeder Mensch strebt nach Erfolg, welcher sehr wichtig für das Selbstbewusstsein ist, aber wenn man keinen Spaß an dem Sport hat und nicht bereit ist alles dafür zu geben, dann muss man sich natürlich irgendwann überlegen, ob es für einen noch das richtige ist.
Kurzer Blick noch in die Zukunft. Deine nächsten wichtigen Rennen die wir verfolgen dürfen sind wo?
Bis Anfang Januar ist für mich Rennpause, sodass etwas Zeit zum trainieren bleibt. Anschließend stehen bei mir die schnellen Disziplinen im Fokus. Geplant sind Europacups in St. Moritz und Innenkrems, worauf ich mich schon sehr freue!
Volles Programm, kannst Du uns noch Dein Ziel definieren die Du in dieser Saison anstrebst?
Ich möchte in jeder Disziplin meine FIS-Punkte verbessern. Im Super-G strebe ich die TOP 125 der Weltrangliste an, sodass ich die Kaderrichtlinien erfülle.
Ein weiteres Ziel sind regelmäßige Europacup-Einsätze, sowie die Teilnahme bei der JWM in Hafjell (NOR).
Deutsche Meisterschaft Alpin wird in diesem Jahr ausgerichtet vom SVM und SC Starnberg, dein Heimatverein. Als Deutsche Meisterin vor 2 Jahren im RS hast Du 2015 Heimvorteil auf einer Piste, auf der Du groß geworden bist. Ist die Motivation dadurch besonders hoch dort zu gewinnen?
Ich freue mich sehr auf die diesjährige Meisterschaft. Es ist immer etwas Besonderes, wenn der eigene Verein ein Rennen austrägt. Wenn man den Hang seit seinem 7. Lebensjahr kennt, bietet das schon einen kleinen Vorteil und die Motivation auf eine TOP Platzierung steigt, allerdings gibt es auch noch andere Mädels die schnell Ski fahren können 🙂
Kira ich freue mich Dich bald auf einem FIS Rennen live zu sehen und natürlich bei der Deutschen Meisterschaft. Viel Erfolg bis dahin und Danke für Deine Zeit.
Vielen Dank und bis hoffentlich bald!